Berliner Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung wird gestrichen – Stellungnahme

Die Berliner Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung hat im September 2025 erfahren, dass sowohl die ihre Arbeit unterstützende Geschäftsstelle als auch die Jury selbst zum Ende des Jahres 2025 eingestellt werden. Das hat die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung im Entwurf des Doppelhaushalts 2026/2027 beschlossen.

Die Jury bedauert diese Entscheidung, die sich einreiht in eine Welle von zahlreichen Kürzungen und Streichungen beispielsweise in der sozialen Daseinsvorsorge, in der diskriminierungssensiblen Kinder- und Jugendarbeit und der queeren Bildungsarbeit. In einem gesellschaftlichen Klima des Rechtsrucks, in dem Ideologien der Gewalt immer stärkeren Einfluss erringen und im globalen Maßstab Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt, Inklusion und Gleichstellung angegriffen werden, sind diese Streichungen ein fatales Signal mit konkreten Folgen für alle, die diskriminiert werden, und für eine Gesellschaft, der an Teilhabe und Gerechtigkeit gelegen ist. 

Die Berliner Öffentlichkeit wird mit der Jury ein unterstützendes Fachgremium verlieren, das sich in der Breite verschiedenster Machtverhältnisse für diskriminierungsfreie Werbung einsetzt und Anlaufpunkt für Menschen ist, die mit diskriminierenden Werbemaßnahmen konfrontiert sind. 

  • Die Jury ist gegründet worden als Kernstück des "Rahmenkonzepts gegen diskriminierende und sexistische Werbung", das im September 2020 vom Berliner Senat beschlossen wurde. Die Jury besteht aus 10 ehrenamtlichen Mitgliedern aus unterschiedlichen Handlungsfeldern der Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsarbeit aus Wissenschaft, Bildung, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
  • Die Geschäftsstelle, die die Arbeit der Jury unterstützt, war bis September 2024 in der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) selbst angesiedelt, und wurde dann als Zuwendungsprojekt an Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. vergeben. Dessen aktuelle Förderperiode läuft noch bis Ende 2025. 

Die Arbeit von Jury und Geschäftsstelle war ursprünglich auf Dauer angelegt; darauf zielte auch die Aufbauarbeit, die die Geschäftsstelle geleistet hat. Eine Öffentlichkeitsarbeits-Kampagne war in Vorbereitung. Dies ist nun leider nicht mehr notwendig und auf den Aufbau folgt unmittelbar der Abbau.

In den nächsten Monaten werden Geschäftsstelle und Jury weiterhin Meldungen bearbeiten, bis das Melde-Formular deaktiviert werden muss. Zudem wird eine Handreichung zu diskriminierungssensiblem Werben erarbeitet, die Hilfestellungen für Unternehmen zusammenstellt. Mit dieser Handreichung wird die Arbeit der Jury auch nach ihrem Bestehen wirksam dazu beitragen, dass Werbungen erst gar nicht diskriminierend gestaltet werden. 

Berliner Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung, September 2025

Stellungnahme als PDF-Datei

Berliner Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung

Überall ist man mit Werbung konfrontiert, die zum Kauf bestimmter Produkte oder Dienstleistungen anregen soll. Darüber hinaus hat Werbung aber auch noch einen subtileren Einfluss: So können Werbebilder dazu beitragen, gesellschaftliche Vorstellungen zu formen und zu reproduzieren. Werbung, die Klischees oder Stereotype abbildet, bestärkt somit bestehende soziale Ungleichheiten. Dies wirkt sich negativ auf unser gleichberechtigtes soziales Zusammenleben aus. Daher ist das Eintreten gegen diskriminierende und sexistische Werbung ein wichtiger Teil der Antidiskriminierungsarbeit. 

Der Berliner Senat hat mit dem seit 2019 geltenden Verbot diskriminierender und sexistischer Inhalte auf landeseigenen Werbeflächen einen ersten großen Schritt gemacht. Darüber hinaus wurde in Zusammenarbeit der Landesarbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Bezirke sowie der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung und der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz unter Federführung der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung ein Rahmenkonzept gegen diskriminierende und sexistische Werbung (PDF-Datei, öffnet in neuem Fenster) entwickelt, das im September 2020 vom Berliner Senat beschlossen wurde. Sein Kernstück ist die Einrichtung einer Berliner Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung. 

Über die Berliner Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung

Die Jury hat sich am 20.01.2021 gegründet. Sie ist multiprofessionell, divers, ehrenamtlich und unabhängig mit Fachleuten aus unterschiedlichen Handlungsfeldern der Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsarbeit aus Wissenschaft, Bildung, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft besetzt. Die Mitglieder werden vom Senator bzw. der Senatorin der für Antidiskriminierung zuständigen Senatsverwaltung berufen. 

Die Jury nimmt Beschwerden entgegen und prüft, ob die entsprechende Werbung als diskriminierend bzw. sexistisch zu bewerten ist. Die Einschätzung erfolgt auf Grundlage eines Kriterienkataloges, der sich am Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes, des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) sowie des Berliner Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) orientiert. Die Interventionsmöglichkeiten der Jury bestehen vor allem in Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie in der direkten Ansprache verantwortlicher Werbefirmen. Einmal jährlich wird ein Tätigkeitsbericht zur Arbeit der Jury veröffentlicht. 

Mitglieder der Jury

Tahir Della
Promotor für diasporische Perspektiven in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit im Berliner Promotor*innenprogramm

Wolf Dermann
Mitgründer und stellvertretender Geschäftsführer ArbeiterKind.de

Adina Hermann
Vorstandsmitglied und Leitung Kommunikation bei Sozialhelden e.V.

Dr. Gabriele Kämper
Leiterin des Referats „Gleichstellungspolitisches Rahmenprogramm (GPR), Öffentlichkeit, Digitalisierung“ der Abteilung Frauen und Gleichstellung bei der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung

Markus Kamrad
Vorstand Verbraucherzentrale Berlin e.V.

Eva Karpf
Gleichstellungsbeauftragte im Bezirksamt Lichtenberg, Vertreterin der Landesarbeitsgemeinschaft der Bezirklichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten (LAG)

Sarah Klemm
Geschäftsführung, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Fortbildnerin bei Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.

Iris Rajanayagam
Historikerin, Expertin für Diskriminierungskritik und Intersektionalität

Mar Sglavo
Diversity Management der Berliner Verkehrsbetriebe – BVG

Leo Yannick Wild
Projektleiter u. a. der Antidiskriminierungsstelle StandUp sowie der Inter*Trans*Beratung Queer Leben, Schwulenberatung Berlin

  • Der Juryvorsitz liegt bei Iris Rajanayagam und Dr. Gabriele Kämper (Stellvertretung). 

Über die Geschäftsstelle

Die Arbeit der Berliner Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung wird durch eine Geschäftsstelle unterstützt. 

Diese Geschäftsstelle ist seit September 2024 als Zuwendungsprojekt bei Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. angesiedelt, gefördert von der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und AntidiskriminierungLandesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS).